Palladio klein

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In diesem aufwendig illustrierten Band werden alle Bauten Palladios vorgestellt. Besondere Berücksichtigung findet dabei sein ganz venezianisch geprägter Umgang mit Baukörper und Wand. Bei den Villen wird auf die sehr unterschiedlichen Funktionen der Bauten hingewiesen, die oft nur der gemeinsame Begriff Villa verbindet. Schließlich gibt es eine ausführliche Erörterung der Folgewirkung und des Phänomens des Palladianismus.

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Erschienen 2017, 368 Seiten 23 x 39 cm, 68 Euro.

ISBN-978-3-8186-0721-0

Im Zuge der großen Palladiobegeisterung, die nicht zufällig mit dem Siegeszug postmoderner Architektur zusammenfiel, erschien eine große Zahl von Publikationen zu Palladio, die, zum Teil in riesiger Auflage nachgedruckt, noch heute die Auslagen des modernen Antiquariates überfüllen. Einen Bedarf nach einem weiteren Palladiobuch gab es also eigentlich nicht.

Nun hat sich allerdings in den folgenden 30 Jahren manche Villa herausgeputzt, weshalb die alten Bilder oft überholt sind, und wie immer kam doch manche neue Erkenntnis hinzu.

Der Autor hat 30 Jahre im Nordosten Italiens gelebt und über 10 Jahre als Mitglied des Vorstandes im Istituto per le Ville Venete am Erhalt der Villen mitgewirkt; unter anderem hat er die Renovierungen der Palladiovillen in Fratta Polesine und in Pojana begleitet. Die dabei gewonnen Erkenntnisse gaben den Anstoß zu diesem Band.

 

Der ausgebildete Steinmetz Palladio legte großen Wert auf perfekt ausgeführte Bauteile, was sich in der Nahansicht deutlich zeigt; deshalb wurden für diesen Band von Gerüsten, meist aber von einem Kranwagen aus viele Detailaufnahmen angefertigt, die dem Leser die Qualität Palladianischer Bauten nahebringen. Auffällig ist auch, dass längst nicht alle von ihm entworfenen Bauten diese handwerkliche Qualität aufweisen; offensichtlich war er nicht immer als Bauleiter vor Ort anwesend. Besonders bei Bauten des weniger vermögenden Landadels, wie der Familie Pojana, ist die Qualität der Ausführung sehr einfach, hier waren offensichtlich lokale Handwerker tätig, was ein Vergleich von Details aus der Nähe deutlich macht. (Bilder 1,2)

Auffällig wurde vom Kranwagen auch, wie Palladio früh lernte, den Standpunkt des Betrachters in seine Planung miteinzubeziehen. So ist die Fassade der frühen Villa Saraceno auf dem Papier perfekt, vor Ort aber überschneidet der Giebel über der Fassade unschön den Dachtrauf. Bei der Villa Emo hat er dies korrigiert, sie ist für den Betrachter vor Ort schöner als im Aufriss. (Bilder 3,4,5,6)

Insgesamt wird bei der Villa Emo deutlich, wie wichtig für Palladio Fassaden waren, wie er mit der Perspektive spielte und damit Effekte erzielte, wie sie im Barock von großer Bedeutung wurden. Seine Fassaden machen auch deutlich, wie sehr Palladio in Wänden als einer zu dekorierenden Oberfläche dachte, auf der er seine architektonischen Elemente anbrachte, was ihn als Vorbild für die Postmoderne so interessant machte. Bauliches Volumen war für ihn dabei weniger wichtig, das zeigen besonders seine ungewöhnlichen Ecklösungen. In diesem Punkt erweist sich Palladio ganz als Erbe einer venezianischen, im Grunde spätantik-byzantinischen Tradition. Diesem Phänomen ist ein eigenes Kapitel gewidmet: Palladio als Venezianischer Fassadenbaumeister.

Ein weiteres Schwerpunktkapitel widmet sich dem Verhältnis zu Garten und Landschaft, das meist als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Dabei zeigen viele Villen überhaupt keine Anbindung an den Garten, so die Villen Emo, Barbaro oder Badoer. Im letzten Falle konnte der Autor auch durch eine gartenarchäologische Untersuchung nachweisen, dass es den angeblich so bedeutenden Garten der Renaissance nie gegeben hat, es war wohl nur ein Gemüsegarten, ein Nutzgarten zur Versorgung des Haushalts. Daher erfolgt der Zugang auch über die Küche, einen Zugang vom Herrenhaus hat es nie gegeben.

 

Aus dem Inhalt:

-Leben und Werk zwischen Renaissance, Manierismus und Barock

-Palladio als Venezianischer Fassadenbaumeister

-Funktionen und Formen einer Villa

-Die venezianische Villa vor Palladio

-Frühe Villen (Godi,Gazzotti, Pisani, Pojana, Saraceno)

-Die Villa als Landgut (Emo, Badoer, Barbaro)

-Die Villa am Stadtrand (Foscari, Pisani, Antonini, Cornaro, Almerico9

-Palladios Antikenrezeption im Entwurf von Villen (Sarego)

-Die Stadthäuser

-Die Sakralbauten

-Palladios Erbe und der Palladianismus

 

Buchbesprechung aus der Zeitschrift Baumeister 8-2018