Die Villen und ihre Gärten

adliges Leben auf dem Land, vor und nach Palladio

 

 

 

Zu den großen Leistungen der italienischen Kulturgeschichte gehört die Herausbildung eines gebildeten Landlebens. Es war ein breites Kulturphänomen, zu dem die Architektur der Häuser, die Gestaltung von Gärten aber auch eine eigene Literaturgattung gehörte. Ländliche Feste bezogen Malerei, Bildhauerei und Musik mit ein, später kam noch das Theater hinzu.

Nirgends kann man die Entwicklung dieser einzigartigen aristokratischen Landkultur besser verfolgen und verstehen als im Nordosten Italiens, im Bereich der damals so strahlenden Republik von Venedig, deren Adel, dessen Lebenskultur, Musik und Kunst für ganz Europa zum Vorbild wurde.

Die Herausbildung der Villa aus mittelalterlichen Vorbildern ist hier noch heute an Beispielen seit dem 14. Jahrhundert ablesbar, wie dem hübschen Alterssitz von Francesco Petrarca. Bei der Betrachtung der Landhäuser geht es aber nicht nur um die Entstehung der Villa als städtischer, im Grunde bürgerlicher Bauform auf dem Land, der Palladio mit seinen Bauten ein weltweit wirksames Modell geschenkt hat. Es geht auch um das Verhältnis der Häuser zum Garten, dem idealen Abbild des Verhältnisses des Menschen zur Natur. Diese Reise in die Geschichte des Gartens und des Naturverständnisses gilt einem wesentlichen Kapitel der europäischen Geistesgeschichte, denn nie definiert sich das Selbstverständnis des Menschen deutlicher als in seinem Verhältnis zur Natur, nie wird Geistesgeschichte anschaulicher als in der Anlage von Gärten.

Am ersten Vormittag gibt es in der Villa in Tissano eine Einführung ins Thema Villa, zu deren wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen. Nach dem Mittagessen im Garten folgt am Nachmittag der Besuch einer kleinen, gotischen Burg in Partistagno und einer noch kleineren Villa des 15. Jahrhunderts bei Povoletto, Musterbeispiele des einfachen Adelssitzes auf dem Land.

Am 2. Tag geht es in die Eugaeneischen Hügel bis Arqua Petrarca, zum Landhaus des Dichters und Philosophen Petrarca. Danach folgt ein völliger Kontrast: ein fast intakter Garten einer barocken Villa in Valsanzibio, das ideale Beispiel für den höfischen Garten des Veneto. Ein Besuch in Stra gilt dagegen dem schon stark französisch geprägten Garten der Villa Pisani an der Brenta und es folgt eine Fahrt am Fluss, vorbei an vielen Villen.

Am nächsten Tag werden sehr unterschiedliche Villen, Burgen und Schlösser besucht: Eine kleine Fahrt durch die Umgebung zeigt am Beispiel schöner Landsitze die Unterschiede zwischen den Bauten des städtischen Bürgertums und des alten burgsässigen Adels, zwischen den Häusern im venezianischen und im habsburgischen Herrschaftsbereich. Hier wird die Bedeutung des Landsitzes als Ort familiärer Repräsentation besonders deutlich. Zur Mittagspause gibt es in San Daniele besten Schinken.

Am dritten Tag geht es zu Palladios schönsten Villen: Das Modell einer venezianischen Villa stellt die Villa Emo in Fanzolo dar, während die Villa Barbaro in Maser ein manieristisches Unikum ist, das eine herrlicher Freskenausstattung von Veronese besitzt; die Villa Cornaro in Piombino Dese ist die einzige mit einer Rückfassade und einer Öffnung des Hauses zum Garten; die Villa Foscari in Malcontenta an der Brenta ermöglicht abschließend einen umfassenden Blick auf die Prinzipien und die Vielfalt der palladianischen Schöpfungen.

Am nächsten Tag folgt die Villa Manin in Passariano, die größte Villenanlage des Veneto, ein gigantisches Projekt auf 20 Hektar. Exemplarisch können hier die typischen Elemente der Gärten nochmals in alten Plänen gezeigt werden und es gelingt danach die barocken Reste im belanglosen heutigen Landschaftsgarten aufzuspüren. Am Nachmittag geht es bescheidener zu zwei, viel gemütlicheren, Schlössern in Strassoldo mit schönen Landschaftsgärten.

Am letzten Tag folgen Beispiele aus der neuesten Zeit: Eine Fahrt nach Triest bietet die Möglichkeit zu Reflexionen über den Garten im 20. Jahrhundert. Nach einem kleinen Rundgang und einer Mittagspause in der Innenstadt geht es zum romantischen Schloss Miramare des unglücklichen Ferdinand Maximilian, der als erschossener Kaiser von Mexiko endete. Den Abschluss und vielleicht landschaftlich-ästhetischen Höhepunkt bildet ein Besuch im Schloss von Duino, hoch auf der Steilküste über der Bucht von Triest.

 

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