Der Friaul ist eine relativ wenig bekannte Region im Nordosten Italiens. Nur die Freunde von besten Weißweinen kennen den Namen von den Etiketten, doch weiß kaum jemand, wo der Friaul liegt. Vielleicht ist auch das Erdbeben von 1976 noch manchem in Erinnerung.

Dabei ist der Friaul eine geografisch, historisch und kulturell mit Deutschland und Österreich eng verbundene Region, die jedem Besucher eine ungewöhnliche Vielfalt an Landschaften und kulturellen Höhepunkten bietet. Da der Massentourismus den Friaul bislang verschont, erlebt der Reisende hier auch in erfreulicher Ruhe ein Land und seine Bewohner, die sich über jeden interessierten Gast richtig freuen.

Ipolito Nievo, Friauls bekanntester Romancier, nannte den Friaul ein Kompendium der ganzen Erde: Die Hälfte der Landesfläche nehmen die Alpen ein, davor liegt ein Hügelland, aus dem zum Beispiel der berühmte Schinken von San Daniele stammt. Hier stehen die meisten Burgen deutscher Feudalherren des Mittelalters, von denen manche, wie die Burg von Villalta, bis heute mustergültig erhalten sind. ( Bild 1) Die nördliche Ebene ist eine Kiesansammlung der Eiszeiten und daher wenig fruchtbar, die Flüsse, wie der kilometerbreite Tagliamento scheinen gar kein Wasser zu haben, doch fließt dieses unterirdisch im Kiesbett. Nur nach einem heftigen Regen füllen sich die Betten plötzlich und es können unfassbare Wassermassen in kürzester Zeit durch das ganze Bett rauschen.

Die südliche Ebene beginnt, wo die Kiesschichten enden und das Wasser wieder mit vielen erst kleinen, dann größeren Flüssen durch die einstigen Auenwälder fließt, von denen die meisten durch die Trockenlegungen der Neuzeit zu fruchtbaren Feldern verwandelt wurden; in manchen heutigen Naturparks, wie bei Codroipo, sind diese Auenwälder und das Phänomen der Risorgive, wo zahllose kleine Quellen scheinbar zufällig aus dem Boden auftauchen, noch in der ursprünglichen Form zu sehen.

Die Küste wird fast überall von Lagunen gebildet, für ihren Vogelreichtum berühmte Naturschutzgebiete, in denen nur wenige Fischer lebten. (Bild 2 Lagune-Alpen)

Die Landschaft des Ostens, entlang der Grenze mit Slowenien, ist dagegen ganz anders: Die Alpen gehen hier allmählich in ein Hügelland über, das wegen der mineralischen Böden und der Thermik im Alpenvorland für seine Weine berühmt ist. Ganz im Süden beginnt hier der Karst mit seinem ganz eigenen Landschaftsbild und einer reichen, bunt gemischten Flora und Fauna: Mediterane Reptilien und Steinböcke, alpine Blumen und Mittelmeergewächse leben hier in einer ganz ungewöhnlichen Mischung nebeneinander. (Bild 3 Karst)

 

Auch kulturell bietet der Friaul eine erstaunliche Vielfalt, so gibt es vier offizielle Landessprachen und zahllose Dialektvarianten: Die eigentliche Landessprache ist Friulanisch, das dem Ladinischen aber auch dem Katalanischen nahesteht. Italienisch, Slowenisch und Deutsch kommen hinzu, immer in vielen Varianten. Allein für die deutschen Einwohner muss man mindestens vier Gruppen unterscheiden: Eine Art altes Hofburg Deutsch in den alten Familien, besonders von Görz und Triest; Kärntnerisch ganz im Norden von Pontebba bis Villach, eine Variante des Mittelhochdeutschen in den Alpentälern von Timau und Sappada sowie eine ganz eigentümliche Sprache in Sauris, das noch dem Althochdeutschen zugerechnet wird.

Die Zugehörigkeit des Friaul zum alpinen Kulturraum erkennt man nicht nur an der Sprache, auch die Schnitzaltäre und ausgemalten Dorfkirchen zeugen davon, wie auch die vielen Blumenkästen in den Fenstern oder die lokale Küche, wo geschmolzener Käse mit Kartoffeln und Zwiebeln als Fricco serviert wird.

Deutlich ist der venezianische Einfluss in den Villen auf dem Land und den Stadtpalais und Kirchen. Im Osten dagegen finden sich originelle Beispiele des habsburgischen Barocks, und Triest zeigt eine prachtvolle "Ringstraßen-Architektur".

Die lokalen Villen, Burgen und Schlösser sowie die kleinen, ausgemalten Dorfkirchen sind besonders lohnende Ziele für Besichtigungen, was aber nur mit Gruppenreisen möglich ist, da fast nichts davon einfach öffentlich zugänglich ist.

Der eilige Gast wird sich ohnehin auf die berühmten Höhepunkte aus der Weltkunst beschränken, die Langobardenschätze in Cividale, den ganz einzigartigen Dom von Aquileia, die uralten Kirchen von Grado oder die Fresken von Tiepolo in Udine.

 

Wir bieten für den Friaul drei Reisen an: Eine Kulturreise, bei der sowohl die Höhepunkte der Weltkunst wie auch Beispiele der lokalen Kunst gezeigt werden; eine Wanderreise, um die landschaftliche Vielfalt zu erleben, kombiniert mit kleinen Besichtigungen am Wege, sowie eine Kulturreise, die sich ganz auf das lokale Kulturphänomen konzentriert, das in den Vergleich mit Kärnten und Slowenien gesetzt wird.

Überwiegend im Friaul bewegt sich auch die Reise zu den Villen und Gärten, wobei aber zwei Tage in Venetien hinzukommen; bei der Spätantike gibt es nach 2 Nächten in Ravenna 5 Nächte im Friaul; von hier finden dann Ausflüge nach Aquileia, Cividale, Venedig und Poreč statt.

 

Unser Quartier im Friaul: Die Villa Tissano

 

Um kulturinteressierten Gruppen eine passende Unterkunft in zentraler Position anzubieten, wurde zwischen 1994 und 2000 die Villa Agricola-Strassoldo in Tissano als Hotel hergerichtet. Die Zimmer, die alle über ein eigenes Bad verfügen, liegen in den Seitenflügeln um das Hauptgebäude trotz aller Auflagen möglichst vollständig zu bewahren. In den historischen Räumen finden dann die Essen statt.

Den Gruppen ist so ein Aufenthalt in einer fast privaten Atmosphäre möglich, zudem im historischen Rahmen eines typischen herrschaftlichen Hauses des Friaul. In der warmen Jahreszeit können alle Essen im Garten stattfinden.

Die Lage bei Palmanova ermöglicht kurze Anfahrten zu den täglichen Zielen.